Partnerschaft nach Noten

 

 

Vor allem die Gastfreundschaft beeindruckt die Musiker: schon bei der Ankunft in St. Dié warten im Probenraum frische Baguette mit Pastete oder Käse. Um acht beginnt das Eröffnungskonzert des „Orchestival“: Drei Tage lang spielen Orchester und Kammermusikensembles auf den Bühnen der Stadt. Nach einem Blas- und einem Mandolinenorchester übernimmt das Sinfonieorchester Friedrichshafen den dritten Teil der Eröffnung: Schuberts „Der Tod und das Mädchen“, Janaceks „Idyla“ und ein ungarischer Tanz von Brahms stehen auf dem Programm, und als Hommage an Frankreich der „Schwan“ von Camille Saint-Saens. „Wir feiern in diesem Jahr 45 Jahre Partnerschaft zwischen Friedrichshafen und St. Dié und es freut mich sehr, dass Sie unserer Einladung gefolgt sind“, begrüßt Kulturbürgermeisterin Claude Kiener die Gäste. Bei Wein und süßem Kürbisbrot erproben die Mitglieder aller Ensembles nach dem Konzert ihre Deutsch- und Französischkenntnisse.

„Schön ist in Frankreich immer, wie wir so herzlich und warmherzig begrüßt werden. Wir haben das Gefühl, willkommen zu sein“, sagt Dirigent Joachim Trost. Es ist die vierte Reise des Orchesters in die Partnerstadt. „Wir waren sehr erfreut, dass die Kulturbürgermeisterin Frau Kiener uns vor zwei Jahren aus Anlass unserer 100-Jahr-Feier besucht hat. Wir folgen ihrer damals ausgesprochenen Einladung, beim Orchestival mitzuwirken“, sagt Vereinsvorsitzende Andrea Hengelhaupt. Auch den Mitgliedern ist die Freundschaft zu der französichen Stadt wichtig. „So eine Jumelage muss auf allen Ebenen gelebt werden, nicht nur von oben. Wir haben noch nie so lange Frieden gehabt, aber das muss sich bewähren“, sagt Bassist Adolf Brezel.

Am nächsten Morgen hatten die Gastgeber eine Stadtführung organisiert. Die Häfler bewundern die ausdrucksvollen Glasfenster und den frisch renovierten Kreuzgang der Kathedrale und lassen sich die Besonderheiten der Architektur von Le Corbusier erläutern. Beim gemeinsamen Konzertbesuch am Abend fasziniert besonders ein Pariser Kammermusikensemble und die Uraufführung eines Saxophon-Konzerts von Thierry Pécou durch das Blasorchester von St. Dié. „Ich fand die Vielfalt der Orchester beeindruckend, mit wie viel Esprit, Begeisterung und teilweise auch Brillanz die gespielt haben. Ich habe ganz viel neue Musik gehört“, sagt Cellistin Jutta Föhr.

„So eine Reise stärkt den Zusammenhalt, dass wir uns auch mit denen unterhalten, mit denen man sonst nicht so viel zu tun hat“, sagt Friedel Biermann von den Bratschen. So legt das Orchester auf der Rückfahrt eine Pause im Kaiserstuhl ein, für Spaziergänge und eine Weinprobe.

Die Streicher des Sinfonieorchesters Friedrichshafen vor der Kathedrale von St. Dié. Bild: Thomas Kapitel

Sinfoniekonzert am 10. Dezember

Sinfonieorchester Friedrichshafen
Gustav Rivinius Violoncello\MD Joachim Trost Leitung
Graf-Zeppelin-Haus 19:30 Uhr

Antonín Dvořák: Konzert für Violoncello-Konzert h-Moll op. 104
Ludwig van Beethoven: Sinfonie Nr. 6 F-Dur op. 68 (Sinfonia Pastorale)

Erneut hat das Sinfonieorchester Friedrichshafen einen interessanten Künstler für sich gewinnen können. Als bisher einziger deutscher Musiker wurde Gustav Rivinius mit dem 1. Preis und der Goldmedaille des Internationalen Tschaikowsky-Wettbewerbs 1990 ausgezeichnet. Der damals 24-jährige Cellist erhielt zudem den Sonderpreis für die beste Interpretation eines Werks von Tschaikowsky. Seither musiziert er regelmäßig mit Orchestern und Dirigenten von Weltrang. Darüber hinaus lehrt Gustav Rivinius seit vielen Jahren als Professor an der Hochschule für Musik Saar und betreut dort eine erfolgreiche Celloklasse. Er gibt jährlich Meisterkurse, z. B. beim Schleswig-Holstein Musik Festival und ist regelmäßig Juror bedeutender Musikwettbewerbe wie 2011 beim Tschaikowsky-Wettbewerb in Moskau. 2016 wurde der gebürtige Saarländer mit dem Kunstpreis des Saarlandes für sein herausragendes künstlerisches Schaffen ausgezeichnet.
Das von Amateurmusikern getragene, mit professionellen Musikern an den ersten Pulten verstärkte Sinfonieorchester Friedrichshafen konnte im vergangenen Jahr sein 100-jähriges Bestehen feiern. Es hat sich insbesondere mit Werken aus dem klassisch-romantischen Repertoire einen festen Platz in der Region erspielt.
Ab 4. September freier Kartenverkauf an der Vorverkaufskasse im Graf-Zeppelin-Haus.

Quelle: Kulturbüro Friedrichshafen

Gewitter bei der Schlosshofserenade (SK vom 21.07.2017)

Bild: Annette Bengelsdorf

Hörgenuss und Regenguss: Das traditionelle Konzert des Sinfonieorchesters Friedrichshafen musste wegen Regen abgebrochen werden

Man wollte schimpfen, dass die Spucke fliegt, Petrus samt Wettermafia auf Schadenersatz verklagen. Inspiriert vom heißen Sommertag flatterten luftige Sommerkleider im leichten Wind, säumten die Bühne im Tettnanger Schlosshof und schufen die passende Atmosphäre zum Thema „romantischen Opernnacht“. Ein Augen- und Ohrenschmaus wäre es geworden, hätte Petrus nicht – allen fundierten Wetterprognosen zum Trotz – seine eigene Choreografie ins Spiel gebracht. So wurde dem Publikum der Schlosshofserenade nur das „Amuse Bouche“ – der Appetizer – serviert, um es anschließend hungrig unterm Knirps nach Hause zu schicken.
Zugegeben, der Himmel versprühte schon zu Beginn der abendlichen Freiluftmusik nicht den uneingeschränkten Sandalenoptimismus, als Schuberts „Zauberharfe“ zum Auftakt in die Welt der Feen und bösen Geister entführte, in ein Zauberspiel, in dem, wie immer, der Held über das Böse siegt. Ernst und getragen begann Joachim Trost mit dem Sinfonieorchester Friedrichshafen die Ouvertüre, sodass das einsetzende, von den Holzbläsern liedhaft gesungene Thema, beinahe überraschend kam. Damit war das breite Spektrum des Werks aber erst angerissen. Tänzerisch leichtfüßig wie eine Polka und mit fein herausgearbeiteter Dynamik machte die Ouvertüre Appetit auf die Geschichte, wenn das Libretto denn nicht verschollen wär. Inzwischen hatte der Wind aufgefrischt und der Dirigent kämpfte mit fliegenden Notenblättern, die er pragmatisch mit seinem Schlüsselbund bändigte. Zum Trost trat Anna-Magdalena Perwein auf. Schwerelos schwebte ihre Stimme in der Arie „Quel guardo il cavaliere“ dem wolkenverhangenen Himmel entgegen, bewegte ihre Koloraturen mühelos zwischen Schreien und Flüstern, um Norinas kapriziösem Charakter Ausdruck zu verleihen.
Gaetano Donizettis komische Oper „Don Pasquale“ erzählt vom lüsternen Stenz, der zum Schein mit der jungen Norina verheiratet wird, die ihm das Leben zur Hölle machen soll. „Ich liebe es, zu scherzen. Wenn ich wütend bin, bleib’ ich nicht ruhig“, sang die Sopranistin, die 2009 das außerordentliche Jungstudium am Mozarteum in Salzburg begann und mit ausdrucksvoller Mimik verriet, welche Tricks sie auf Lager hat, den Lüstling in die Flucht zu schlagen.
War die Sopranistin in grüner Seide gekleidet, so erschien jetzt ganz in Orange ihr Gegenpol. Die gebürtige Tettnangerin Maria Hegele faszinierte mit ihrem dunklen Timbre und der stolzen Haltung der Spanierin. Ihre beschwörend gestaltete Romanze der Luisa aus „Las hijas del Zebedeo“, einer Zarzuela, wie diese Form der Operette in Spanien heißt, untermalte das Orchester mit Flamenco-Rhythmen und zauberte einen orientalischen Touch. Hegele ist Stipendiatin des Mozarteums in Salzburg und absolviert wie Perwein dort ihren Master-Studiengang. In beiden Arien gelang es Trost, den Sängerinnen weiten Raum zur Entfaltung zu geben. Er nahm das Orchester einfühlsam zurück. Das Prélude aus der Ballett-Suite „Sylvia“ von Léo Delibes gab dem Orchester anschließend die Gelegenheit, mit einer breiten Farbpalette selber zu glänzen. Das Ballett, über das Tschaikowski einst sagte: „Hätte ich diese Musik vorher gekannt, hätte ich Schwanensee nicht geschrieben“, erzählt die Geschichte einer tugendhaften Nymphe, die an der Jagd und weniger an der Liebe Interesse hat. Zwischen weiche, tadellos intonierte Hornklänge, mischten die Streicher mystisch-zartes Kolorit, der Hörner Jagdgesang wurde von rasenden Läufen in den Geigen unterstützt. Leichtfüßig mischte die Triangel mit, als die Musik mit einem unerwarteten Schluss das begeisterte Publikum überrumpelte.
Die Oper „Lakmé“ desselben Komponisten schloss sich an, die die unheilschwangere Liebesgeschichte der braven Tochter eines indischen Priesters mit einem britischen Offizier thematisiert. Im „Blumenduett“, das Lakmé mit ihrer Dienerin Malika singt und das über die Grenzen der Klassik hinaus zahlreiche Liebhaber hat, verschmolzen die beiden Stimmen zu perfekter Einheit. Mit bedrohlichem Donner-grollen im Hintergrund – das Publikum schickte besorgte Blicke zum Himmel – schwebten die beiden von der Bühne, um aus dem Off des Schlosses für zauberhaften Nachhall zu sorgen. Noch während das Orchester das Thema ausklingen ließ, begann es zu regnen. Erst leise, dann penetrant.
Die Pause wurde vorgezogen und geduldig wartete das enttäuschte Publikum beinahe eine Stunde lang vergeblich auf das Ende des Regens, was in der schlechten Dramaturgie des obersten Wetterintendanten aber leider nicht vorgesehen war.

Annette Bengelsdorf

Quelle: Südkurier vom 21.07.2017

Schlosshofserenade am Mi, 19.07.2017 um 20:30 Uhr

Traditionelle Schlosshofserenade
Romantische Opern-Nacht
Sinfonieorchester Friedrichshafen, Maria Hegele, A.-M. Perwein, Joachim TrostMi, 19.07.2017 20:30 Uhr
Reservix SaalplanbuchungNeues Schloss Tettnang
Montfortplatz 1, 88069 Tettnang
Bild: Traditionelle Schlosshofserenade - Romantische Opern-Nacht
Ein Abend mit Arien, Duetten sowie Ouvertüren und Zwischenspielen aus bekannten Opern.
Sinfonieorchester Friedrichshafen e.V.
Maria Hegele, Sopran
Anna-Magdalena Perwein, Sopran
MD Joachim Trost, Leitung
(Bei schlechtem Wetter findet das Konzert in der Stadthalle Tettnang statt.)
Karten über Reservix

Streicher musizierten mit Leichtigkeit (SZ RV vom 27.03.2017)

Foto Helmut Voith

Streicher musizierten mit Leichtigkeit

Weißenau chv Zur traditionellen Matinee hat das Sinfonieorchester Friedrichshafen am Sonntagmorgen in den Festsaal des Klosters Weißenau eingeladen. Die Besucher im vollen Saal bekamen ein Konzert zu hören, das auf ganz unterschiedliche Weise süchtig machte nach Musik.

Anmutig und duftig wie der Frühlingsmorgen war der Beginn mit der „Mailänder Sinfonie“ D-Dur KV 155, die Wolfgang Amadeus Mozart als 16-Jähriger auf seiner dritten Italienreise schrieb. Mit herrlicher Leichtigkeit musizierten die Streicher, schwirrend und flirrend zog das Allegro vorüber, weit breitete das Andante seine Schwingen aus, während das abschließende Allegro zwischen luftigem Federn und vitalem Spiel pendelte.Ein Glockenschlag eröffnete sodann Arvo Pärts „Cantus in memoriam Benjamin Britten“. Pianissimo schloss sich scheinbar feines Glocken- und Flötenspiel an, das doch allein in der ersten Violine entstand. Ein spannendes Hörerlebnis war es, wie zum beständig wiederholten Anschlag der auf A gestimmten Glocke Notenwerte und Intervalle sich sukzessive vergrößerten, wie im Kanon ein immer komplexerer, suggestiver Klangeindruck entstand.

Mit Pablo de Sarasates Introduction und Tarantella op. 43 und seinen Zigeunerweisen op. 20 tauchte das Orchester in die sprühende Vitalität süditalienischer und ungarischer Tanzformen ein. Berauschend war hier das Spiel des jungen Geigers Oskar Kaiser, dessen Entwicklung der Dirigent des Orchesters, Musikdirektor Joachim Trost, als sein Musiklehrer seit der fünften Klasse mitverfolgt hat. Seit 2013 studiert Kaiser am Vorarlberger Landeskonservatorium in Feldkirch und begeisterte in Weißenau mit Virtuosität.

Mit Leoš Janáčeks tänzerischem Stück „Idyla“ wanderten die Musiker weiter zur slawischen Volkssprache. Ein melancholischer Zug begleitete die Kahnfahrt mit ihrem wogenden Auf und Ab der Streicher, pure Idylle wechselte mit beschwingtem ländlichem Tanz, Selbstbewusstsein hörte man aus dem Energie sprühenden Finale heraus. Im Nu war in dieser Matinee eine Stunde verflogen, ehe Trost und das Sinfonierochester die Zuhörer mit dem Stück „Frolic“ aus der English Suite von Sir Charles Hubert Parry entließen.

Böhmische Klänge treffen Tarantella (SZ vom 16.03.2017)

Sinfonieorchester Friedrichshafen gibt eine Streicher-Matinée im Klostersaal Weissenau

Friedrichshafen sz Das Sinfonieorchester Friedrichshafen spielt unter der Leitung von Musikdirektor Joachim Trost bei seinem Frühjahrskonzert Werke so unterschiedlicher Komponisten wie Wolfgang Amadeus Mozart, Arvo Pärt und Leos Janacek, wie das Orchester mitteilt. Das Konzert im Klostersaal Weissenau am Sonntag, 26. März, beginnt um 11 Uhr. Solist ist Oskar Kaiser aus Tettnang. Der Eintritt ist frei, Spenden sind erwünscht.

„Den Auftakt bildet ein erfrischendes Jugendwerk von Mozart“, sagt Joachim Trost. 1772 brach Mozart mit seinem Vater zur dritten Reise nach Mailand auf. Sie wollten dort die Premiere einer Oper vorbereiten. Eine Reise von Salzburg nach Mailand war damals lang und beschwerlich, Smartphones gab es noch nicht. Der 16-jährige Mozart musste sich die Zeit anders vertreiben. Aus Bozen schrieb der Vater nach Hause: „Der Wolfgang befindet sich auch wohl; er schreibt eben für die lange Weile ein quatro.” Die so entstandenen Werke sind als „Mailänder Sinfonien“ bekannt: kurze, dreisätzige Werke voll sonniger Melodien.

Mathematische Klänge

Der estnische Komponist Arvo Pärt bewunderte seinen britischen Kollegen Benjamin Britten, ist ihm aber nie begegnet. Ihm zu Ehren schrieb er den „Cantus in Memoriam Benjamin Britten“. „Es ist ein sehr persönliches Stück“, sagt Trost. Darin verbindet Pärt alte Kompositionstechniken aus dem Paris des 12. Jahrhunderts mit einem doppelten Kanon für Streicher und Glocke. Ganz leise beginnend, ergibt sich eine Stimme aus der vorigen in mathematisch berechneten Beziehungen – eine Oktave tiefer, halb so schnell. So entsteht eine vielschichte Meditation über harmonische Grundtöne.

Immer wieder gibt das Sinfonieorchester jungen Solisten die Möglichkeit, mit Orchester zu musizieren. In Weissenau wird Oskar Kaiser die Virtuosenstücke „Introduktion und Tarantella“ und „Zigeunerweisen“ von Pablo Sarasate spielen – basierend auf Volkstänzen aus Italien und Ungarn verbinden sie rasante Schnelligkeit und komplexe Technik mit viel Seele, heißt es in der Pressemitteilung. Kaiser hat bereits vor eineinhalb Jahren mit dem Orchester Tschaikowskis Violinkonzert gespielt. Damals war er Schüler, heute studiert er am Konservatorium in Feldkirch. „Ich kenne Oskar schon seit der fünften Klasse“, sagt Trost. „Ich bin gespannt, wie er sich weiter entwickelt hat.“

Böhmische Tanzrhythmen

Ein selten aufgeführtes Stück ist „Idyll“ des Tschechen Leos Janacek. Er ist eher für Opern bekannt, „Das schlaue Füchslein“ etwa lief vor wenigen Jahren im Rahmenprogramm der Bregenzer Festspiele. „Janacek hat in „Idyla“ böhmische Tanzrhythmen und Spielfreude aufgenommen, es ist ein Werk von zum Teil herber Schönheit“, sagt Trost. Janacek setzte Eigenheiten der tschechischen Sprache und Elemente der Volksmusik in moderne Klänge um und beeinflusste damit die Musik des 20. Jahrhunderts.