Begabung mit Bogen und Skalpell

Miriam Gruhle aus Tettnang studiert Medizin und konzertiert mit dem Sinfonieorchester Friedrichshafen – Bei der Matinée in Weissenau spielt sie ein Rondo von Schubert

Medizin studieren und Geigenkonzerte geben – eigentlich sind das Ganztagsjobs. Die 26jährige Miriam Gruhle aus Tettnang macht beides. Schon mit sechs Jahren begann sie, Geige zu spielen. „Ich habe drei große Brüder und einer davon hat mit seiner Geige bei einem Vorspiel mitgemacht, da habe ich gewusst, das will ich auch“, sagt sie. Mit zwölf trat sie zum ersten Mal als Solistin mit Orchester auf, gab 2008 ihr erstes Solokonzert in Friedrichshafen und wurde mit 16 Jungstudentin an der Musikhochschule Trossingen. Sie spielte im Landesjugendorchester Baden-Württemberg und im Bundesjugendorchester und erhielt im Sommer 2010 ein Stipendium für einen Meisterkurs in Kalifornien. „Ich habe mir schon überlegt, Musik beruflich zu machen, aber ich habe mich entschieden, sie als Hobby weiterzuführen, damit der Spaß an der Geige erhalten bleibt“, sagt sie.

Miriam Gruhle studiert Medizin und tritt international mit dem Streichquartett „vierimpuls“ auf. Bild: Corinna Raupach

Medizin studieren und Geigenkonzerte geben – eigentlich sind das Ganztagsjobs. Die 26jährige Miriam Gruhle aus Tettnang macht beides. Schon mit sechs Jahren begann sie, Geige zu spielen. „Ich habe drei große Brüder und einer davon hat mit seiner Geige bei einem Vorspiel mitgemacht, da habe ich gewusst, das will ich auch“, sagt sie. Mit zwölf trat sie zum ersten Mal als Solistin mit Orchester auf, gab 2008 ihr erstes Solokonzert in Friedrichshafen und wurde mit 16 Jungstudentin an der Musikhochschule Trossingen. Sie spielte im Landesjugendorchester Baden-Württemberg und im Bundesjugendorchester und erhielt im Sommer 2010 ein Stipendium für einen Meisterkurs in Kalifornien. „Ich habe mir schon überlegt, Musik beruflich zu machen, aber ich habe mich entschieden, sie als Hobby weiterzuführen, damit der Spaß an der Geige erhalten bleibt“, sagt sie.

Nach dem Abitur begann sie ein Medizinstudium. „Das ist ein toller Beruf. Die Vorstellung, als Ärtzin Menschen zu helfen, hat mich auch schon immer fasziniert.“ Sie wird im Mai ihr Studium abschließen und will dann Kinderärztin werden. Ein Praktikum in Afrika hat sie in diesem Wunsch bestärkt. „Ich habe dort viel mit Kindern zu tun gehabt und habe gemerkt, das liegt mir“, sagt sie. Ganz von der Geige gelassen hat sie nicht – mit zwei weiteren Medizinern und einem Physiker gründete sie das Streichquartett „vierimpuls.“ „Es ist ein großes Glück, ein solches Quartett zu finden, in dem es menschlich und musikalisch stimmt und die anderen mit der gleichen Freude und Leidenschaft Musik machen“, sagt sie. Das Quartett probt seit dreieinhalb Jahren online, ein Mitglied wechselte erst nach Großbritannien und dann in die Schweiz. Ein Computerprogramm, das ein Rockmusiker für seine Band schrieb, macht es möglich. Ab und an treffen sie sich für intensive Probenphasen, besuchen gemeinsam Meisterkurse und gaben bereits Konzerte in Großbritannien, Frankreich, Norwegen und Süddeutschland. Vor zwei Jahren präsentierten sie im GZH Quartette von Dvorak, Nielsen und Beethoven.

Das Sinfonieorchester Friedrichshafen unter der Leitung von MD Joachim Trost probt mit Miriam Gruhle. Bild: Corinna Raupach

Mit dem Sinfonieorchester Friedrichshafen kehrt sie nun für ein Solo in ihre alte Heimat zurück. Sie wird bei der Matinée des Orchesters am ersten Mai im Klostersaal Weissenau ein Rondo von Schubert spielen. „Dieses Werk ist fantastisch, so unbeschwert und voller schöner Melodien. Es ist genial komponiert und man findet dennoch leicht Zugang“, sagt sie. Sie freut sich auf das Konzert. In dem Orchester hat sie selbst schon zu Schulzeiten gespielt, den Dirigenten Joachim Trost kennt sie seit der fünften Klasse als Musiklehrer. „Das wird ein großer Spaß, ich spiele gern Konzerte und ich freue mich, wenn Leute kommen, die mich von früher kennen“, sagt sie. In Weissenau wird ihr Rondo das Gegengewicht bilden zu Schuberts „Tod und das Mädchen“. Das Orchester spielt das dunkelschöne Streichquartett in einer Bearbeitung von Gustav Mahler.


Termin:

Mittwoch, 1.5.2019

11:00 Uhr Klostersaal Weissenau

Sinfonieorchester Friedrichshafen unter der Leitung von MD Joachim Trost

Solistin: Miriam Gruhle

Werke von Schubert und Warlock

Rückblick auf ein Jahr voll Musik

Das Sinfonieorchester Friedrichshafen blickt auf eine Reise nach St.Dié zurück – Auch in diesem Jahr stehen drei abwechslungsreiche Konzerte an

Hinter dem Sinfonieorchester Friedrichshafen liegt ein ereignisreiches Jahr. In ihrem Rückblick bei der Jahreshauptversammlung erinnerte die Vorsitzende Andrea Hengelhaupt vor allem an die Reise nach Frankreich. Im Frühjahr folgte das Orchester einer Einladung in Friedrichshafens Partnerstadt St- Dié zum dortigen „Orchestival“, einem Festival vor allem regionaler Musikensembles. Auf dem Programm stand Kammermusik von Schubert, Janacek, Brahms und Strauß. „Wir haben dort viel Gastfreundschaft erfahren. Wir wurden mit einem Buffet inklusive Nachtisch empfangen, die Kulturbürgermeisterin begrüßte uns auf der Bühne und wir bekamen eine tolle Stadtführung“, sagte Hengelhaupt.

Für die „Romantische Opernnacht“ im Tettnanger Schlosshof setzte der Verein die Tradition fort, mit jungen Leuten an der Schwelle zum Profileben zusammenzuarbeiten. Die Sängerinnen Maria Hegele und Anna-Magdalena Perwein haben sich schon als Studentinnen in Salzburg zu einem Duo verbunden. „Ich denke gern an die jungen Damen zurück, die grandiose Leistungen erbracht haben“, sagte Musikdirektor Joachim Trost, der musikalische Leiter. Anspruchsvoll war das Sinfoniekonzert im Dezember mit Brahms vierter Sinfonie und dem ersten Hornkonzert von Richard Strauss. „Mit Felix Klieser hatten wir einen Hornisten, der uns im dritten Satz an unsere Tempogrenzen führte“, sagte Trost.

Für das Jahr 2019 steht zunächst eine Matinée am ersten Mai im Klostersaal Weissenau an. „Dafür haben wir uns das große Projekt „Der Tod und das Mädchen“ von Schubert vorgenommen, das in der Region so noch nie gespielt wurde“, sagt Trost. Mit Miriam Gruhle kommt wieder eine junge Solistin, die ein Schubert-Rondo für Violine interpretieren wird. Die Schlosshofserenade steht unter dem Motto „Hör nach bei Shakespeare“ und im Dezember soll es Tschaikowskis sechste Sinfonie und Mendelssohns Violinkonzert geben.

Der Vorstand des Sinfonieorchesters Friedrichshafen blickt auf ein ereignisreiches Jahr zurück. (v.l.: Barbara Petith, Andrea Hengelhaupt, Tommy Strandberg, Joachim Trost, Ulrike Sailer, Michael Streich, Katharina Möhle, Corinna Raupach, es fehlen Gunhild Hell, Frauke Beck und Andreas Klöckner). Bild: Jörg Hartmann (Sinfonieorchester Friedrichshafen)

Mit 78 aktiven und 43 passiven ist die Mitgliederzahl stabil. Bei den Finanzen stehen Ausgaben von 31 300 Euro Einnahmen von 28 800 Euro gegenüber. Das meiste Geld gibt der Verein für Honorare aus, die Einnahmen setzen sich aus Konzertvergütungen, Zuschüssen und Mitgliedsbeiträgen zusammen. „Das Minus von 2 500 Euro geht vor allem auf Kosten der Konzertreise nach St. Dié“, sagte Schatzmeisterin Katharina Möhle. Der Verein habe aber ausreichend Rücklagen. Der Vorstand ist nach der einstimmigen Wiederwahl von Notenwart, einem Beisitzer und dem Kassenprüfer der alte. Im kommenden Jahr stehen umfassendere Wahlen an.

Unsere nächsten Konzerte:

Am Mittwoch, dem ersten Mai, geben wir um 11 Uhr eine Streicher-Matinée im Klostersaal Weissenau. Auf dem Programm stehen unter anderem Werke von Franz Schubert: Der Tod und das Mädchen in der Orchesterbearbeitung von Gustav Mahler und das Rondo A-Dur für Violine mit Streichorchester. Solistin ist Miriam Gruhle.

Die Serenade im Schlosshof Tettnang am Mittwoch, 17. Juli, 20:30 Uhr, ist Musik gewidmet, die von Werken William Shakespeare inspiriert ist. Zum Beispiel spielen wir Auszüge aus der Musik zum Sommernachtstraum von Felix Mendelssohn-Bartholdy, die Ouvertüre zu Otto Nicolais „Die lustigen Weiber von Windsor“ und Themen aus Leonard Bernsteins „Westside Story“.

Kurz vor Weihnachten folgt am Samstag, 21. Dezember, um 19:30 Uhr unser Sinfoniekonzert im Graf-Zeppelin Haus.

Wochenende zwischen Brahms und Liszt

Das Sinfonieorchester Friedrichshafen probt für sein Konzert kurz vor Weihnachten – Die vierte Sinfonie von Johannes Brahms ist der Favorit der Musiker

Das Sinfonieorchester Friedrichshafen probt unter der Leitung von MD Joachim Trost im Cinema des Karl-Maybach-Gymnasiums. Bild: Corinna Raupach

Die ersten Takte der Sinfonie schwingen freundlichdurch den Saal. Aufmunternd beantworten Bratschen und Celli die sanften Seufzer der Geigen und Fagotte, Hörner und Bässe legen den Grund. Nach ein paar Takten bricht Musikdirektor Joachim Trost ab: „Stellen Sie sich eine Bewegung vor, zu der kommen Sie einfach dazu. Sie müssen das nicht anstoßen.“ Der nächste Versuch gelingt besser. „Wiederholung ist die Mutter der Pädagogik“, bemerkt Trost. Das Sinfonieorchester Friedrichshafen probt für sein Konzert kurz vor Weihnachten. Bisher haben Streicher und Bläser ihre Stimmen getrennt eingeübt. Beim Probenwochenende kommen sie zum ersten Mal zusammen. „Es ist toll, wie die Stimmen ineinandergreifen und zu einem Gesamtwerk verschmelzen“, sagt Cellistin Jutta Föhr in einer Pause.

Die vierte Sinfonie von Johannes Brahms ist der Favorit der Musiker. Sie entstand im Urlaub und gilt als Inbegriff eines brillant und dicht gearbeiteten Werks. Immer wieder variiert sie die Motive, überrascht mit neuen Wendungen und bietet einen reichen Schatz schwelgerischer Meldodien. „Das ist einfach schöne Musik, ganz rund – und wir Bläser haben etwas zu tun“, sagt Trompeter Michael Otto. „Diese Verbindung von Leichtigkeit und Volumen, mal tänzerisch, mal kraftvoll, das zu spielen macht viel Spaß“, sagt Cellistin Steffi Osterried. „Der dritte Satz ist fetzig, da hüpft und springt es nur so, das ist reine Bewegung“, sagt Geiger Jörg Hartmann.

An den Feinheiten arbeitet Trost noch mit seinen Musikern. „Celli, spielen Sie mal eine pädagogische Fassung, rumsen Sie richtig drauf los. Und der Rest spielt den Off-Beat dazu“, rät er, damit die Nachschläge synchron werden. Als die Flöte zum ersten Mal ihr lyrisches Solo aussingt, verpasst das Ensemble den Einsatz. „Mein Fehler, ich war zu verträumt“, sagt Trost.

Als Ouvertüre hat sich das Orchester „Les Préludes“ von Franz Liszt vorgenommen. Die sinfonische Dichtung zeichnet ein von melancholischer Grundstimmung getragenes Bild des Lebens. Nach dem ersten Aufrauschen mahnt Trost zur Ruhe. „Liszt hat diese Stelle mit Liebesglück überschrieben, also spielen Sie bitte inniglichst“, sagt er und schickt das Ensemble im Anschluss gleich durch die wilden „Lebensstürme“. „Das Stück ist sehr abwechslungsreich, vor allem der Schluss ist grandios“, sagt Bratschist Ruben Föhr.

Vielen Bläser gefällt sich vor allem das erste Hornkonzert von Richard Strauss. Er schrieb es mit 18 Jahren für seinen Vater Franz. Dieser lehnte es jedoch ab, das Werk zu spielen, es sei „zu schwer“. „Ich freue mich sehr auf den Solisten“, sagt Oboistin Gisela Feifel-Vischi. Zum Konzert im Graf-Zeppelin-Haus wird der Hornist Felix Klieser kommen, der als einer der Besten seines Fachs gilt.

 

 

 

 

Termin:

Samstag, 22.12.2018, 19:30 Uhr im Graf-Zeppelin-Haus

Johannes Brahms, Sinfonie Nr 4; Richard Strauss, Hornkonzert Nr. 1; Franz Liszt, Les Préludes

Solist: Felix Klieser

Sinfonieorchester Friedrichshafen e.V. unter der Leitung von MD Joachim Trost

Unser nächstes Konzert

Wir laden ein zu unserem nächsten Konzert am Samstag, 22.12.2018, um 19:30 Uhr im Graf-Zeppelin-Haus in Friedrichshafen.

Wir starten mit Franz Liszts sinfonischer Dichtung „Les Préludes“. Das 1854 fertiggestellte Werk ist im Grunde eine mehrsätzige Symphonie in einem Satz: Aus der getragenen Einleitung entwickelt sich eine kraftvolle Fanfare, der ein inniges Lied und eine leichte Pastorale folgen. Schließlich wird die Fanfare im Rahmen eines „Allegro marziale“ wieder aufgenommen. In seiner Einleitung zu „Les Préludes“ schreibt Liszt: „Was anderes ist unser Leben, als eine Reihenfolge von Präludien zu jenem unbekannten Gesang, dessen erste und feierliche Note der Tod anstimmt?“

Felix Klieser ist unser Solist beim Sinfoniekonzert im Dezember.               Foto: Meike Helbig

Mit 18 Jahren komponierte Richard Strauss sein erstes Hornkonzert für seinen Vater Franz, den angesehensten Waldhornisten seiner Zeit. Dieser lehnte es jedoch ab, das Werk zu spielen. „Zu schwer“ lautete sein Kommentar. In der Uraufführung mit Klavier übernahm sein Schüler Bruno Hoyer den virtuosen Solopart. In dem romantisch-farbigen Werk ist der Einfluss der Klassik noch hörbar, die Orchestrierung ist schon echter Individualstil. Wir konnten für die Aufführung den Hornisten Felix Klieser gewinnen. Obwohl er ohne Arme geboren wurde, spielt er seit seinem fünften Lebensjahr Horn. Schon als Jugendlicher gewann er zahlreiche Wettbewerbe, studierte mit 13 Jahren als Jungstudent an der Musikhochschule Hannover und zählt seit dem Abschluss seines Studiums zu den Weltbesten auf diesem Instrument. So hat er bereits in der Berliner Philharmonie und der Elbphilharmonie konzertiert und war bei der Schubertiade zu Gast.

Die vierte Sinfonie von Johannes Brahms entstand im Urlaub. Er schrieb sie in den Sommern 1884 und 1885 im steirischen Mürzzuschlag. Mit selbstironischen Worten sandte er den ersten Satz an Elisabeth von Herzogenberg: „Im Allgemeinen sind ja die Stücke von mir angenehmer als ich, und findet man weniger daran zu korrigieren?! Aber in hiesiger Gegend werden die Kirschen nicht süß und eßbar – wenn Ihnen das Ding also nicht schmeckt, so genieren Sie sich nicht. Ich bin gar nicht begierig, eine schlechte Nr. 4 zu schreiben.“ Die Freundin erkannte die Besonderheit der vierten sofort: „Man wird nicht müde, hineinzuhorchen und zu schauen auf die Fülle der geistreichen Züge, seltsamen Beleuchtungen, rhythmischer, harmonischer und klanglicher Natur.“ Als das Werk in Berlin 1886 aufgeführt wurde, kommentierte der Geiger Joseph Joachim: „Der geradezu packende Zug des Ganzen, die Dichtigkeit der Erfindung, das wunderbar verschlungene Wachstum der Motive noch mehr als der Reichtum und die Schönheit einzelner Stellen, haben mir’s geradezu angetan, so daß ich fast glaube, die e-moll ist mein Liebling unter den vier Symphonien.“

Der Vorverkauf hat begonnen. Mitglieder des Vereins können Karten zu ermäßigten Preisen erwerben, wenn sie an der Vorverkaufsstelle des Graf-Zeppelin-Hauses den Mitgliedsausweis vorlegen.

Opernnacht im Schloss Tettnang

Maria Hegele und Anna-Magdalena Perwein sind die Solistinnen bei der Serenade im Tettnanger Schlosshof. Bild: Corinna Raupach

Das Sinfonieorchester Friedrichshafen lädt ein: Am Mittwoch, 18. Juli, um 20:30 Uhr im Innenhof des Neuen Schlosses Tettnang präsentieren wir einen Abend voller Arien und Ouvertüren.  Da unsere Opernnacht im vergangenen Jahr zum Teil ins Wasser gefallen ist, holen wir den ausgefallenen Teil nach. Mit einem Jahr Verspätung gibt es Ouvertüre und einige Arien aus Johann Strauss´ „Fledermaus“, Franz von Suppés Ouvertüre zu „Dichter und Bauer“ und Arien aus George Bizets „Carmen“.

Neu dazu kommt die Ouvertüre zu „La Forza del Destino“ von Guiseppe Verdi. Schon in den ersten Takten deutet sich das Verhängnis um die Liebe zwischen Leonora und Don Alvaro an. Sehnsüchtige Melodien versuchen, das Unheil aufzuhalten, das sich unaufhaltsam seinen Weg bahnt. Einen luftigen Gegenpart dazu bildet die Ouvertüre zu „Donna Diana“ von Emil Nikolaus von Reznicek: Ausgerechnet der Hofnarr hilft dem Ritter Don Cesar, die hochnäsige Grafentochter Diana zu erobern. Der „Barbier von Sevilla“ ist es bei Gioachino Rossini, der den Grafen Almaviva und seine angebetete Rosina zusammenbringt – spätestens nach Rosinas Arie „Una voce poco fa“ ist klar, wie die Sache ausgeht.

Wie im vergangenen Jahre sind Anna-Magdalena Perwein, Sopran, und Maria Hegele, Mezzosopran, die Solistinnen. Die Tettnangerin Maria Hegele sang schon mit 15 Jahren Solopartien bei Messen in der Sankt Gallus Kirche und bestritt mit dem Streichorchester „Il Giardino“ Silvesterkonzerte. Nach Erfolgen bei „Jugend musiziert“ und der Detmolder Sommerakademie studiert sie Gesang am Salzburger Mozarteum bei Professorin Barbara Bonney. Zu ihrem Masterabschuss 2018 wird sie in Benjamin Brittens „A Midsummer Night´s Dream“ in der Rolle der Hermia zu sehen sein. Anna-Magdalena Perwein kommt aus Schongau, begann 2009 das außerordentliche Jungstudium für Gesang am Mozarteum Salzburg bei Professorin Martha Sharp und setzte ihr Studium nach Abschluss einer Berufsausbildung fort. Im Januar 2018 hat sie das Master Studium Gesang mit Auszeichnung abgeschlossen. Sie engagiert sich bei dem Damenensemble Saitensprung, das sich der Musik der 20ger und 30ger Jahre widmet. Die beiden Sängerinnen verbindet seit 2015 eine enge Duo-Partnerschaft, gemeinsam gestalten sie Liederabende und Konzerte.

Der Vorverkauf für das Konzert hat im Spektrum Tettnang und bei Musik Fischer in Friedrichshafen begonnen.

Partnerschaft nach Noten

 

 

Vor allem die Gastfreundschaft beeindruckt die Musiker: schon bei der Ankunft in St. Dié warten im Probenraum frische Baguette mit Pastete oder Käse. Um acht beginnt das Eröffnungskonzert des „Orchestival“: Drei Tage lang spielen Orchester und Kammermusikensembles auf den Bühnen der Stadt. Nach einem Blas- und einem Mandolinenorchester übernimmt das Sinfonieorchester Friedrichshafen den dritten Teil der Eröffnung: Schuberts „Der Tod und das Mädchen“, Janaceks „Idyla“ und ein ungarischer Tanz von Brahms stehen auf dem Programm, und als Hommage an Frankreich der „Schwan“ von Camille Saint-Saens. „Wir feiern in diesem Jahr 45 Jahre Partnerschaft zwischen Friedrichshafen und St. Dié und es freut mich sehr, dass Sie unserer Einladung gefolgt sind“, begrüßt Kulturbürgermeisterin Claude Kiener die Gäste. Bei Wein und süßem Kürbisbrot erproben die Mitglieder aller Ensembles nach dem Konzert ihre Deutsch- und Französischkenntnisse.

„Schön ist in Frankreich immer, wie wir so herzlich und warmherzig begrüßt werden. Wir haben das Gefühl, willkommen zu sein“, sagt Dirigent Joachim Trost. Es ist die vierte Reise des Orchesters in die Partnerstadt. „Wir waren sehr erfreut, dass die Kulturbürgermeisterin Frau Kiener uns vor zwei Jahren aus Anlass unserer 100-Jahr-Feier besucht hat. Wir folgen ihrer damals ausgesprochenen Einladung, beim Orchestival mitzuwirken“, sagt Vereinsvorsitzende Andrea Hengelhaupt. Auch den Mitgliedern ist die Freundschaft zu der französichen Stadt wichtig. „So eine Jumelage muss auf allen Ebenen gelebt werden, nicht nur von oben. Wir haben noch nie so lange Frieden gehabt, aber das muss sich bewähren“, sagt Bassist Adolf Brezel.

Am nächsten Morgen hatten die Gastgeber eine Stadtführung organisiert. Die Häfler bewundern die ausdrucksvollen Glasfenster und den frisch renovierten Kreuzgang der Kathedrale und lassen sich die Besonderheiten der Architektur von Le Corbusier erläutern. Beim gemeinsamen Konzertbesuch am Abend fasziniert besonders ein Pariser Kammermusikensemble und die Uraufführung eines Saxophon-Konzerts von Thierry Pécou durch das Blasorchester von St. Dié. „Ich fand die Vielfalt der Orchester beeindruckend, mit wie viel Esprit, Begeisterung und teilweise auch Brillanz die gespielt haben. Ich habe ganz viel neue Musik gehört“, sagt Cellistin Jutta Föhr.

„So eine Reise stärkt den Zusammenhalt, dass wir uns auch mit denen unterhalten, mit denen man sonst nicht so viel zu tun hat“, sagt Friedel Biermann von den Bratschen. So legt das Orchester auf der Rückfahrt eine Pause im Kaiserstuhl ein, für Spaziergänge und eine Weinprobe.

Die Streicher des Sinfonieorchesters Friedrichshafen vor der Kathedrale von St. Dié. Bild: Thomas Kapitel

Sinfoniekonzert am 10. Dezember

Sinfonieorchester Friedrichshafen
Gustav Rivinius Violoncello\MD Joachim Trost Leitung
Graf-Zeppelin-Haus 19:30 Uhr

Antonín Dvořák: Konzert für Violoncello-Konzert h-Moll op. 104
Ludwig van Beethoven: Sinfonie Nr. 6 F-Dur op. 68 (Sinfonia Pastorale)

Erneut hat das Sinfonieorchester Friedrichshafen einen interessanten Künstler für sich gewinnen können. Als bisher einziger deutscher Musiker wurde Gustav Rivinius mit dem 1. Preis und der Goldmedaille des Internationalen Tschaikowsky-Wettbewerbs 1990 ausgezeichnet. Der damals 24-jährige Cellist erhielt zudem den Sonderpreis für die beste Interpretation eines Werks von Tschaikowsky. Seither musiziert er regelmäßig mit Orchestern und Dirigenten von Weltrang. Darüber hinaus lehrt Gustav Rivinius seit vielen Jahren als Professor an der Hochschule für Musik Saar und betreut dort eine erfolgreiche Celloklasse. Er gibt jährlich Meisterkurse, z. B. beim Schleswig-Holstein Musik Festival und ist regelmäßig Juror bedeutender Musikwettbewerbe wie 2011 beim Tschaikowsky-Wettbewerb in Moskau. 2016 wurde der gebürtige Saarländer mit dem Kunstpreis des Saarlandes für sein herausragendes künstlerisches Schaffen ausgezeichnet.
Das von Amateurmusikern getragene, mit professionellen Musikern an den ersten Pulten verstärkte Sinfonieorchester Friedrichshafen konnte im vergangenen Jahr sein 100-jähriges Bestehen feiern. Es hat sich insbesondere mit Werken aus dem klassisch-romantischen Repertoire einen festen Platz in der Region erspielt.
Ab 4. September freier Kartenverkauf an der Vorverkaufskasse im Graf-Zeppelin-Haus.

Quelle: Kulturbüro Friedrichshafen

Gewitter bei der Schlosshofserenade (SK vom 21.07.2017)

Bild: Annette Bengelsdorf

Hörgenuss und Regenguss: Das traditionelle Konzert des Sinfonieorchesters Friedrichshafen musste wegen Regen abgebrochen werden

Man wollte schimpfen, dass die Spucke fliegt, Petrus samt Wettermafia auf Schadenersatz verklagen. Inspiriert vom heißen Sommertag flatterten luftige Sommerkleider im leichten Wind, säumten die Bühne im Tettnanger Schlosshof und schufen die passende Atmosphäre zum Thema „romantischen Opernnacht“. Ein Augen- und Ohrenschmaus wäre es geworden, hätte Petrus nicht – allen fundierten Wetterprognosen zum Trotz – seine eigene Choreografie ins Spiel gebracht. So wurde dem Publikum der Schlosshofserenade nur das „Amuse Bouche“ – der Appetizer – serviert, um es anschließend hungrig unterm Knirps nach Hause zu schicken.
Zugegeben, der Himmel versprühte schon zu Beginn der abendlichen Freiluftmusik nicht den uneingeschränkten Sandalenoptimismus, als Schuberts „Zauberharfe“ zum Auftakt in die Welt der Feen und bösen Geister entführte, in ein Zauberspiel, in dem, wie immer, der Held über das Böse siegt. Ernst und getragen begann Joachim Trost mit dem Sinfonieorchester Friedrichshafen die Ouvertüre, sodass das einsetzende, von den Holzbläsern liedhaft gesungene Thema, beinahe überraschend kam. Damit war das breite Spektrum des Werks aber erst angerissen. Tänzerisch leichtfüßig wie eine Polka und mit fein herausgearbeiteter Dynamik machte die Ouvertüre Appetit auf die Geschichte, wenn das Libretto denn nicht verschollen wär. Inzwischen hatte der Wind aufgefrischt und der Dirigent kämpfte mit fliegenden Notenblättern, die er pragmatisch mit seinem Schlüsselbund bändigte. Zum Trost trat Anna-Magdalena Perwein auf. Schwerelos schwebte ihre Stimme in der Arie „Quel guardo il cavaliere“ dem wolkenverhangenen Himmel entgegen, bewegte ihre Koloraturen mühelos zwischen Schreien und Flüstern, um Norinas kapriziösem Charakter Ausdruck zu verleihen.
Gaetano Donizettis komische Oper „Don Pasquale“ erzählt vom lüsternen Stenz, der zum Schein mit der jungen Norina verheiratet wird, die ihm das Leben zur Hölle machen soll. „Ich liebe es, zu scherzen. Wenn ich wütend bin, bleib’ ich nicht ruhig“, sang die Sopranistin, die 2009 das außerordentliche Jungstudium am Mozarteum in Salzburg begann und mit ausdrucksvoller Mimik verriet, welche Tricks sie auf Lager hat, den Lüstling in die Flucht zu schlagen.
War die Sopranistin in grüner Seide gekleidet, so erschien jetzt ganz in Orange ihr Gegenpol. Die gebürtige Tettnangerin Maria Hegele faszinierte mit ihrem dunklen Timbre und der stolzen Haltung der Spanierin. Ihre beschwörend gestaltete Romanze der Luisa aus „Las hijas del Zebedeo“, einer Zarzuela, wie diese Form der Operette in Spanien heißt, untermalte das Orchester mit Flamenco-Rhythmen und zauberte einen orientalischen Touch. Hegele ist Stipendiatin des Mozarteums in Salzburg und absolviert wie Perwein dort ihren Master-Studiengang. In beiden Arien gelang es Trost, den Sängerinnen weiten Raum zur Entfaltung zu geben. Er nahm das Orchester einfühlsam zurück. Das Prélude aus der Ballett-Suite „Sylvia“ von Léo Delibes gab dem Orchester anschließend die Gelegenheit, mit einer breiten Farbpalette selber zu glänzen. Das Ballett, über das Tschaikowski einst sagte: „Hätte ich diese Musik vorher gekannt, hätte ich Schwanensee nicht geschrieben“, erzählt die Geschichte einer tugendhaften Nymphe, die an der Jagd und weniger an der Liebe Interesse hat. Zwischen weiche, tadellos intonierte Hornklänge, mischten die Streicher mystisch-zartes Kolorit, der Hörner Jagdgesang wurde von rasenden Läufen in den Geigen unterstützt. Leichtfüßig mischte die Triangel mit, als die Musik mit einem unerwarteten Schluss das begeisterte Publikum überrumpelte.
Die Oper „Lakmé“ desselben Komponisten schloss sich an, die die unheilschwangere Liebesgeschichte der braven Tochter eines indischen Priesters mit einem britischen Offizier thematisiert. Im „Blumenduett“, das Lakmé mit ihrer Dienerin Malika singt und das über die Grenzen der Klassik hinaus zahlreiche Liebhaber hat, verschmolzen die beiden Stimmen zu perfekter Einheit. Mit bedrohlichem Donner-grollen im Hintergrund – das Publikum schickte besorgte Blicke zum Himmel – schwebten die beiden von der Bühne, um aus dem Off des Schlosses für zauberhaften Nachhall zu sorgen. Noch während das Orchester das Thema ausklingen ließ, begann es zu regnen. Erst leise, dann penetrant.
Die Pause wurde vorgezogen und geduldig wartete das enttäuschte Publikum beinahe eine Stunde lang vergeblich auf das Ende des Regens, was in der schlechten Dramaturgie des obersten Wetterintendanten aber leider nicht vorgesehen war.

Annette Bengelsdorf

Quelle: Südkurier vom 21.07.2017