Der Tod und das Mädchen im Mai

Das Sinfonieorchester Friedrichshafen gibt am ersten Mai eine Matinée im Klostersaal Weissenau – Auf dem Programm stehen Werke von Warlock und Schubert

Er neigte zu Alkoholismus und Depressionen, aber er liebte das Tanzen: vom britischen Komponisten Peter Warlock berichtet ein Freund, er habe am Bahnhof Charing Cross beinahe den Zug verpasst, weil er die Umstehenden mit einem spontanen Tanz am Gleis unterhielt. Die Suite „Capriol“ gehört zu seinen bekanntesten Werken. Sie beruht auf sechs Weisen aus einer Art Tanzanleitung des 16. Jahrhunderts, denen Warlock ein modernes Gesicht voll Witz und Temperament verlieh. Das Sinfonieorchester Friedrichshafen eröffnet damit die Matinée am ersten Mai im Klostersaal Weissenau.

Das Sinfonieorchester Friedrichshafen unter der Leitung von MD Joachim Trost probt Schuberts Rondo mit Solistin Miriam Gruhle. Bild: Corinna Raupach

Ebenfalls tänzerisch und leichtfüßig folgt das Rondo A-Dur von Franz Schubert. Der Wiener Komponist hat keine Solokonzerte geschrieben, das Rondo war wohl für seinen Bruder Ferdinand bei privaten Aufführungen gedacht. „Es ist ein hochvirtuoses Werk, das einem Violinkonzert in nichts nachsteht, und es ist selten zu hören“, sagt Dirigent Joachim Trost. Als Solistin tritt Miriam Gruhle auf. In Tettnang geboren und aufgewachsen, trat sie schon mit 12 Jahren als Solistin mit Orchester auf und wurde mit 16 Jungstudentin an der Musikhochschule Trossingen. Nach dem Abitur entschied sie sich für ein Medizinstudium, das sie im Mai abschließen wird. Der Geige blieb sie als Mitglied des Streichquartetts „vierimpuls“ treu, mit dem sie international Konzerte gibt. Sie freut sich auf das Konzert in Weissenau: „Dieses Werk ist fantastisch, so unbeschwert und voller schöner Melodien. Es ist genial komponiert und man findet dennoch leicht Zugang“, sagt sie.

Den Gegenpol bildet ebenfalls von Schubert „Der Tod und das Mädchen“. Gustav Mahler hat das Streichquartett für Kammerorchester umgeschrieben. „In dieser Version ist es in der Region noch nicht aufgeführt worden“, sagt Trost. Schuberts vollendete sein vorletztes Streichquartett im Januar des von Krankheit überschatteten Jahres 1826. Es ist ein dunkelschönes Werk. Wegen der schroffen und düsteren Tonsprache weigerte sich Ignaz Schuppanzigh, Geiger und Zeitgenosse Schuberts, das Werk aufzuführen. Das Werk erschien erst nach Schuberts Tod. Später gab ihm ein Verleger den eingängigen Namen: im zweiten Satz nämlich greift Schubert sein Lied zu den Versen von Matthias Claudius auf.

Termin:

Mittwoch, 1.5.2019

11:00 Uhr Klostersaal Weissenau

Sinfonieorchester Friedrichshafen unter der Leitung von MD Joachim Trost

Solistin: Miriam Gruhle

Werke von Schubert und Warlock

Begabung mit Bogen und Skalpell

Miriam Gruhle aus Tettnang studiert Medizin und konzertiert mit dem Sinfonieorchester Friedrichshafen – Bei der Matinée in Weissenau spielt sie ein Rondo von Schubert

Medizin studieren und Geigenkonzerte geben – eigentlich sind das Ganztagsjobs. Die 26jährige Miriam Gruhle aus Tettnang macht beides. Schon mit sechs Jahren begann sie, Geige zu spielen. „Ich habe drei große Brüder und einer davon hat mit seiner Geige bei einem Vorspiel mitgemacht, da habe ich gewusst, das will ich auch“, sagt sie. Mit zwölf trat sie zum ersten Mal als Solistin mit Orchester auf, gab 2008 ihr erstes Solokonzert in Friedrichshafen und wurde mit 16 Jungstudentin an der Musikhochschule Trossingen. Sie spielte im Landesjugendorchester Baden-Württemberg und im Bundesjugendorchester und erhielt im Sommer 2010 ein Stipendium für einen Meisterkurs in Kalifornien. „Ich habe mir schon überlegt, Musik beruflich zu machen, aber ich habe mich entschieden, sie als Hobby weiterzuführen, damit der Spaß an der Geige erhalten bleibt“, sagt sie.

Miriam Gruhle studiert Medizin und tritt international mit dem Streichquartett „vierimpuls“ auf. Bild: Corinna Raupach

Medizin studieren und Geigenkonzerte geben – eigentlich sind das Ganztagsjobs. Die 26jährige Miriam Gruhle aus Tettnang macht beides. Schon mit sechs Jahren begann sie, Geige zu spielen. „Ich habe drei große Brüder und einer davon hat mit seiner Geige bei einem Vorspiel mitgemacht, da habe ich gewusst, das will ich auch“, sagt sie. Mit zwölf trat sie zum ersten Mal als Solistin mit Orchester auf, gab 2008 ihr erstes Solokonzert in Friedrichshafen und wurde mit 16 Jungstudentin an der Musikhochschule Trossingen. Sie spielte im Landesjugendorchester Baden-Württemberg und im Bundesjugendorchester und erhielt im Sommer 2010 ein Stipendium für einen Meisterkurs in Kalifornien. „Ich habe mir schon überlegt, Musik beruflich zu machen, aber ich habe mich entschieden, sie als Hobby weiterzuführen, damit der Spaß an der Geige erhalten bleibt“, sagt sie.

Nach dem Abitur begann sie ein Medizinstudium. „Das ist ein toller Beruf. Die Vorstellung, als Ärtzin Menschen zu helfen, hat mich auch schon immer fasziniert.“ Sie wird im Mai ihr Studium abschließen und will dann Kinderärztin werden. Ein Praktikum in Afrika hat sie in diesem Wunsch bestärkt. „Ich habe dort viel mit Kindern zu tun gehabt und habe gemerkt, das liegt mir“, sagt sie. Ganz von der Geige gelassen hat sie nicht – mit zwei weiteren Medizinern und einem Physiker gründete sie das Streichquartett „vierimpuls.“ „Es ist ein großes Glück, ein solches Quartett zu finden, in dem es menschlich und musikalisch stimmt und die anderen mit der gleichen Freude und Leidenschaft Musik machen“, sagt sie. Das Quartett probt seit dreieinhalb Jahren online, ein Mitglied wechselte erst nach Großbritannien und dann in die Schweiz. Ein Computerprogramm, das ein Rockmusiker für seine Band schrieb, macht es möglich. Ab und an treffen sie sich für intensive Probenphasen, besuchen gemeinsam Meisterkurse und gaben bereits Konzerte in Großbritannien, Frankreich, Norwegen und Süddeutschland. Vor zwei Jahren präsentierten sie im GZH Quartette von Dvorak, Nielsen und Beethoven.

Das Sinfonieorchester Friedrichshafen unter der Leitung von MD Joachim Trost probt mit Miriam Gruhle. Bild: Corinna Raupach

Mit dem Sinfonieorchester Friedrichshafen kehrt sie nun für ein Solo in ihre alte Heimat zurück. Sie wird bei der Matinée des Orchesters am ersten Mai im Klostersaal Weissenau ein Rondo von Schubert spielen. „Dieses Werk ist fantastisch, so unbeschwert und voller schöner Melodien. Es ist genial komponiert und man findet dennoch leicht Zugang“, sagt sie. Sie freut sich auf das Konzert. In dem Orchester hat sie selbst schon zu Schulzeiten gespielt, den Dirigenten Joachim Trost kennt sie seit der fünften Klasse als Musiklehrer. „Das wird ein großer Spaß, ich spiele gern Konzerte und ich freue mich, wenn Leute kommen, die mich von früher kennen“, sagt sie. In Weissenau wird ihr Rondo das Gegengewicht bilden zu Schuberts „Tod und das Mädchen“. Das Orchester spielt das dunkelschöne Streichquartett in einer Bearbeitung von Gustav Mahler.


Termin:

Mittwoch, 1.5.2019

11:00 Uhr Klostersaal Weissenau

Sinfonieorchester Friedrichshafen unter der Leitung von MD Joachim Trost

Solistin: Miriam Gruhle

Werke von Schubert und Warlock

Rückblick auf ein Jahr voll Musik

Das Sinfonieorchester Friedrichshafen blickt auf eine Reise nach St.Dié zurück – Auch in diesem Jahr stehen drei abwechslungsreiche Konzerte an

Hinter dem Sinfonieorchester Friedrichshafen liegt ein ereignisreiches Jahr. In ihrem Rückblick bei der Jahreshauptversammlung erinnerte die Vorsitzende Andrea Hengelhaupt vor allem an die Reise nach Frankreich. Im Frühjahr folgte das Orchester einer Einladung in Friedrichshafens Partnerstadt St- Dié zum dortigen „Orchestival“, einem Festival vor allem regionaler Musikensembles. Auf dem Programm stand Kammermusik von Schubert, Janacek, Brahms und Strauß. „Wir haben dort viel Gastfreundschaft erfahren. Wir wurden mit einem Buffet inklusive Nachtisch empfangen, die Kulturbürgermeisterin begrüßte uns auf der Bühne und wir bekamen eine tolle Stadtführung“, sagte Hengelhaupt.

Für die „Romantische Opernnacht“ im Tettnanger Schlosshof setzte der Verein die Tradition fort, mit jungen Leuten an der Schwelle zum Profileben zusammenzuarbeiten. Die Sängerinnen Maria Hegele und Anna-Magdalena Perwein haben sich schon als Studentinnen in Salzburg zu einem Duo verbunden. „Ich denke gern an die jungen Damen zurück, die grandiose Leistungen erbracht haben“, sagte Musikdirektor Joachim Trost, der musikalische Leiter. Anspruchsvoll war das Sinfoniekonzert im Dezember mit Brahms vierter Sinfonie und dem ersten Hornkonzert von Richard Strauss. „Mit Felix Klieser hatten wir einen Hornisten, der uns im dritten Satz an unsere Tempogrenzen führte“, sagte Trost.

Für das Jahr 2019 steht zunächst eine Matinée am ersten Mai im Klostersaal Weissenau an. „Dafür haben wir uns das große Projekt „Der Tod und das Mädchen“ von Schubert vorgenommen, das in der Region so noch nie gespielt wurde“, sagt Trost. Mit Miriam Gruhle kommt wieder eine junge Solistin, die ein Schubert-Rondo für Violine interpretieren wird. Die Schlosshofserenade steht unter dem Motto „Hör nach bei Shakespeare“ und im Dezember soll es Tschaikowskis sechste Sinfonie und Mendelssohns Violinkonzert geben.

Der Vorstand des Sinfonieorchesters Friedrichshafen blickt auf ein ereignisreiches Jahr zurück. (v.l.: Barbara Petith, Andrea Hengelhaupt, Tommy Strandberg, Joachim Trost, Ulrike Sailer, Michael Streich, Katharina Möhle, Corinna Raupach, es fehlen Gunhild Hell, Frauke Beck und Andreas Klöckner). Bild: Jörg Hartmann (Sinfonieorchester Friedrichshafen)

Mit 78 aktiven und 43 passiven ist die Mitgliederzahl stabil. Bei den Finanzen stehen Ausgaben von 31 300 Euro Einnahmen von 28 800 Euro gegenüber. Das meiste Geld gibt der Verein für Honorare aus, die Einnahmen setzen sich aus Konzertvergütungen, Zuschüssen und Mitgliedsbeiträgen zusammen. „Das Minus von 2 500 Euro geht vor allem auf Kosten der Konzertreise nach St. Dié“, sagte Schatzmeisterin Katharina Möhle. Der Verein habe aber ausreichend Rücklagen. Der Vorstand ist nach der einstimmigen Wiederwahl von Notenwart, einem Beisitzer und dem Kassenprüfer der alte. Im kommenden Jahr stehen umfassendere Wahlen an.