Das Sinfonieorchester Friedrichshafen probt für sein Konzert kurz vor Weihnachten – Die vierte Sinfonie von Johannes Brahms ist der Favorit der Musiker
Die ersten Takte der Sinfonie schwingen freundlichdurch den Saal. Aufmunternd beantworten Bratschen und Celli die sanften Seufzer der Geigen und Fagotte, Hörner und Bässe legen den Grund. Nach ein paar Takten bricht Musikdirektor Joachim Trost ab: „Stellen Sie sich eine Bewegung vor, zu der kommen Sie einfach dazu. Sie müssen das nicht anstoßen.“ Der nächste Versuch gelingt besser. „Wiederholung ist die Mutter der Pädagogik“, bemerkt Trost. Das Sinfonieorchester Friedrichshafen probt für sein Konzert kurz vor Weihnachten. Bisher haben Streicher und Bläser ihre Stimmen getrennt eingeübt. Beim Probenwochenende kommen sie zum ersten Mal zusammen. „Es ist toll, wie die Stimmen ineinandergreifen und zu einem Gesamtwerk verschmelzen“, sagt Cellistin Jutta Föhr in einer Pause.
Die vierte Sinfonie von Johannes Brahms ist der Favorit der Musiker. Sie entstand im Urlaub und gilt als Inbegriff eines brillant und dicht gearbeiteten Werks. Immer wieder variiert sie die Motive, überrascht mit neuen Wendungen und bietet einen reichen Schatz schwelgerischer Meldodien. „Das ist einfach schöne Musik, ganz rund – und wir Bläser haben etwas zu tun“, sagt Trompeter Michael Otto. „Diese Verbindung von Leichtigkeit und Volumen, mal tänzerisch, mal kraftvoll, das zu spielen macht viel Spaß“, sagt Cellistin Steffi Osterried. „Der dritte Satz ist fetzig, da hüpft und springt es nur so, das ist reine Bewegung“, sagt Geiger Jörg Hartmann.
An den Feinheiten arbeitet Trost noch mit seinen Musikern. „Celli, spielen Sie mal eine pädagogische Fassung, rumsen Sie richtig drauf los. Und der Rest spielt den Off-Beat dazu“, rät er, damit die Nachschläge synchron werden. Als die Flöte zum ersten Mal ihr lyrisches Solo aussingt, verpasst das Ensemble den Einsatz. „Mein Fehler, ich war zu verträumt“, sagt Trost.
Als Ouvertüre hat sich das Orchester „Les Préludes“ von Franz Liszt vorgenommen. Die sinfonische Dichtung zeichnet ein von melancholischer Grundstimmung getragenes Bild des Lebens. Nach dem ersten Aufrauschen mahnt Trost zur Ruhe. „Liszt hat diese Stelle mit Liebesglück überschrieben, also spielen Sie bitte inniglichst“, sagt er und schickt das Ensemble im Anschluss gleich durch die wilden „Lebensstürme“. „Das Stück ist sehr abwechslungsreich, vor allem der Schluss ist grandios“, sagt Bratschist Ruben Föhr.
Vielen Bläser gefällt sich vor allem das erste Hornkonzert von Richard Strauss. Er schrieb es mit 18 Jahren für seinen Vater Franz. Dieser lehnte es jedoch ab, das Werk zu spielen, es sei „zu schwer“. „Ich freue mich sehr auf den Solisten“, sagt Oboistin Gisela Feifel-Vischi. Zum Konzert im Graf-Zeppelin-Haus wird der Hornist Felix Klieser kommen, der als einer der Besten seines Fachs gilt.
Termin:
Samstag, 22.12.2018, 19:30 Uhr im Graf-Zeppelin-Haus
Johannes Brahms, Sinfonie Nr 4; Richard Strauss, Hornkonzert Nr. 1; Franz Liszt, Les Préludes
Solist: Felix Klieser
Sinfonieorchester Friedrichshafen e.V. unter der Leitung von MD Joachim Trost